Tage einer Hexe
Oh, sie können lang sein, diese Tage einer Hexe. Vor allem, wenn diese besagte Hexe Schwierigkeiten hat. Kosara, die Hexe wollte eigentlich gar nicht über die Mauer in das schöne Belograd. Eigentlich wollte sie nur gegen das Monster Zmey standhalten und die Neujahrsnacht überleben. Dazu hatte sie sich in einer Schenke „verstecken“ wollen. Ein Bannkreis sollte die Monster, die in der Neujahrsnacht ganz besonders ihr Unwesen treiben, von der Schenke fernhalten. Aber wirkt der Zauber wirklich so gut und warum ist es ganz besonders Zmey, der Kosara so zusetzt?
Tage einer Hexe
Kosara sitzt mit anderen Hexen an dem Tisch und spielt Karten, als Zmey früher als gedacht vor der Schenke steht. Die Hexe war gerade dabei, das Spiel für sich zu entscheiden, als das Monster Zmey versucht hereinzukommen. Er bezirzt, bedroht, schimpft und versucht den Bannkreis zu durchbrechen. Kosara ist sich nicht mehr sicher, ob ihr Zauber das Monster noch lange aufhalten kann. Da macht ihr der Fremde am Tisch den Vorschlag, sie zu retten. Der Preis wäre „nur“ Kosaras Schatten. Ohne Schatten wäre sie aber keine Hexe mehr. Ihre Zauberkraft wäre dahin und es wäre auch nur eine Frage der Zeit, bis sie sich selber zu einem Schatten entwickeln würde. Sich sozusagen in Luft auflöst. Aber der Fremde würde sie auch über die Mauer bringen in das schöne Belograd und da braucht sie keine Magie. Sie willigt ein, sie würde sich schon ihren Schatten wiederbeschaffen.
Magisch gut erzählt
Ich gebe es zu, ich bin immer noch eine Fantasiebuchliebhaberin! Ich liebe Hexen-, Zauberer- und Feengeschichten. Tage einer Hexe ist eine Mischung aus Realität und Fantasie. Magisches versteckt sich ja in vielem, selbst wenn man in unserer Welt unterwegs ist. Kosara landete in Belograd, einer Welt, die mit ihrer wenig zu tun hat. Alles ist so sauber und modern. Es gibt fahrende Kutschen ohne Pferde und andere obskure Dinge wie Züge, die mit lautem Schnaufen und Licht durch die Nacht fahren. Die Menschen ziehen sich mit hellen, aufregenden Farben an, ganz anders als in ihrer Stadt, die auf der anderen Seite der großen Mauer liegt. Die Menschen sind der Hexe gegenüber aufgeschlossen, bis es darum geht, dass man der jungen Frau helfen, oder gar eine Unterkunft geben soll. Als dann auch noch ein Mord geschieht, der mit dem verschwundenen Schatten zusammenhängt, verbündet sich Kosara mit dem klugen Inspektor Asen Bacharow. Sie machen sich mehr oder weniger freiwillig daran, den Mörder und den Schattendieb zu fangen.
Genoveva Dimova, die Autorin, hat in ihrem Roman eine Menge Dinge verarbeitet, die in der realen Welt genauso vorkommen mögen. Wenn Fremde aus anderen Kulturen in unserem Land Zuflucht suchen, müssen sie wie Kosara in Quarantäne, werden vorsichtig beobachtet und man zeigt eine gewisse Angst und Zurückhaltung ihnen gegenüber.
Eine verrückt-bezaubernde Geschichte
Es ist eine verrückte und gut durchdachte Geschichte, die den Leser in Atem hält. Ich glaube, ich habe kaum eine Minute durchatmen können, denn immer wieder war etwas, dass diese Hexe veranstaltete. Immer wieder fand sie den Weg in bedrohliche Situationen und manchmal auch wieder hinaus. Ich fand es wirklich spannend zu lesen. Kaum hatte man einen Verdacht, wer der Täter gewesen sein könnte, dann drehte sich das Blatt wieder. Die Beschreibungen der Umstände, der Gegenstände und Umgebungen sind wirklich gelungen. Außerdem sind manche Geister sehr „niedlich“ und unterhaltsam.
Ich habe dieses Buch einfach nur verschlungen und hatte großen Spaß daran. Zudem hoffe ich auf Nachschlag, denn die Geschichte endet damit, dass man das vermuten könnte. Die Hexe Kosara ist mir richtig ans Herz gewachsen und vielleicht wird da ja auch noch was aus ihr und dem Inspektor …
Dieses Buch bekommt von uns 🐭🐭🐭🐭
Tage einer Hexe
geschrieben von Genoveva Dimova
übersetzt von Andrea Wandel und Wieland Freund
aus dem Hobbit Presse (Klett-Cotta-) Verlag
ISBN: 978-3-608-96608-4
464 Seiten