This is not a love song

26.02.2016 | Rezension, Roman | 3 Kommentare

Vincent, in England ein erfolgreicher Geschäftsmann und Familienvater, wird von seiner Frau in seine Heimat nach Frankreich, zu seinen Eltern geschickt. In Frankreich fühlt er sich in die alten Muster seiner Kindheit zurückgedrängt. Er sieht seine ehemaligen Freunde wieder und beurteilt sie, obwohl er sie schon seit Jahren nicht gesehen hat. Er kritisiert das Leben, das seiner Eltern und das seines jüngeren Bruders. Und doch sind alle miteinander sprachlos, reden nicht über die Dinge, die gesagt werden sollten. Seine Schwägerin ist ihm schon immer etwas schwierig vorgekommen, doch wird sie die Einzige sein, die ihm endlich die Wahrheit sagt. 

„Meine Mutter interessierte sich nämlich für fast alles und jeden _ Nachbarn, Verwandte, die Freunde ihrer Söhne, die Stadträte und Fernsehstars. Sie stürzte sich begeistert auf das Leben anderer, um ihr eigenes zu vergessen….“Seite 84
Jean-Philippe Blondel schreibt, wie sein Protagonist denkt. In kurzen, knappen Sätzen werden wir mit in die Vergangenheit genommen, bekommen einen Überblick woher Vincent stammt und was ihn dazu brachte nach England zu gehen. Blondel hat eine sehr unterhaltsame Art zu schreiben. Sarkastisch, nachdenklich, humorvoll, tragisch. Er lässt eigentlich nichts aus. Selbst die Liebe hat einen kleinen Platz in diesem Buch gefunden, obwohl es hier hauptsächlich um Freundschaft geht.

“…sobald er etwas getrunken hatte, zu blubberndem Champagner wurde. Zu einem spritzigen und sonnigen Wesen, das die Dinge sagt, die das Ohr erfreuen und deren Geschmack einem am Gaumen haften bleibt.”…Seite 24
Was mich fasziniert hat, Blondel beschreibt nicht haarklein, sondern deutet nur an, was sofort zu Kopfkino führt und die fehlenden Worte damit aufgefüllt werden. Er beschreibt in knappen Sätzen ganze Gefühlswelten. 
In einem Interview mit ihm habe ich gelesen, woher er die Ideen nimmt. Am liebsten sitzt er in Cafés und “belauscht” die Gespräche an den Nachbartischen. Am Ende sucht er ein Musikstück, das er während des Schreibens in Endlosschleife hört. Es wäre vielleicht auch für den Leser ein Versuch wert, wie sich das Buch mit diesem Song liest…”This is not a love song” 
übersetzt aus dem Französischen von Anne Braun 
Erscheinungsdatum: 01.02.2016 
224 Seiten 
Deuticke Verlag 
Fester Einband
ePUB-Format 
ISBN 978-3-552-06319-8

3 Kommentare

  1. kaffeekraenzchen_ mit _grinsekatze

    Cool mal einen Einblick in das Schreibverhalten der Autoren zu bekommen. 🙂 Lieblingssongs höre ich auch gerne in Endlosschleife. 😀 Aber ich glaube das Buch ist eher nichts für mich. Ich mag diese moderne, abgehackte Sprache nicht.
    Liebe Grüße,
    Alice

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  2. Silvia

    Ich mag die Blondel-Bücher. Und jedes ist anders. Dieses scheint dieser Tradition zu folgen. So wie du es beschreibst, werde ich es als Hörbuch geniessen. Ich glaube, das passt sehr gut!

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  3. Kerstin und ich

    Hallo Andrea,
    das Buch klingt interessant. Und die Art des Schreibens ebenso. Ich höre nämlich auch liebend gerne Lieder in Endlosschleife.
    Das Buch kommt also direkt mal auf meine Leseliste.
    Liebe Grüße,
    Kerstin M.

    Antworten

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