Onigiri

Wenn Aki einen Seelentröster braucht, dann bekommt sie Onigiri von ihrer Mutter Keiko gemacht. Onigiri, das sind dreieckige Reisbällchen „belegt“ mit Avocado oder Thunfisch, Lachs oder Schweinefleisch. Es wird angenommen, dass Onigiri seit etwa 2.000 Jahren gegessen werden und während der Sengoku-Zeit (1467-1615) als tragbares Essen für Samurai beliebt wurde, da es leicht zu transportieren und äußerst sättigend war. Aber die Onigiri sind nicht die Hauptdarsteller in dem Roman Onigiri.

Onigiri

Aki möchte mit ihrer Mutter Keiko ein letztes Mal gemeinsam nach Japan reisen. Sie will die japanische Familie und Freunde treffen und mit ihrer Mutter Orte besuchen, die der alten Japanerin einmal wichtig waren. Keiko ist als junge Frau nach Deutschland ausgewandert, hat dort Karl, ihren späteren deutschen Ehemann kennengelernt und zwei Kinder großgezogen. Keiko hat viel erlebt. Sie ist in der deutschen Familie ihres Mannes nie wirklich angekommen. Und als ihr Mann Karl sich das Leben nehmen wollte, blieb sie mit ihren Kindern Kento und Aki allein.

Aki erzählt in dem Roman, wie sie mit ihrer Mutter auf die Reise geht. Sie schwelgt selber in Erinnerungen, die ihre Mutter so langsam immer mehr vergisst. Keiko lebt inzwischen in einem Seniorenstift und verliert immer mehr ihre Erinnerungen. Aki versucht diese zusammenzuhalten. Während sie in Japan unterwegs sind, hat die Mutter manchmal noch Lichtblitze und Aki findet in dem Zimmer der kürzlich verstorbenen Großmutter, Keikos Mutter, Briefe und Erinnerungen, die sie mit nach Berlin nimmt. Briefe, die auch für die Tochter Aki ein Band flechten, dass sie eine besondere Erinnerung an ihre Familie und Lebensgeschichte findet.

Lesbar, traurig, liebevoll

Der Roman ist anfangs ein bisschen verwirrend aufgebaut. Aber die liebevolle Beschreibung der Tochter um ihre Mutter, macht vieles wett. So langsam findet man in den Roman. Aki erzählt, wie man zu einem Gegenstand in einem Raum eine Erinnerung hat. Da ist eine kleine Geschichte aus ihrer eigenen Kindheit, da ein Gegenstand den ihr Vater geschnitzt hat, dort eine Geschichte aus der Beziehung ihrer Eltern. Dann bekommt der Leser wieder aus der Gegenwart einige Sätze zu lesen. Das kann schon ein bisschen durcheinander machen. Aber gradlinig, wäre der Roman nicht so schön. Gradlinig denken wir Menschen auch nicht. Was auch auffällt ist, dass alle Figuren nicht in der Lage sind sich ihre Gefühle einzugestehen oder gar zu äußern. Die Gegensätze der verschiedenen Orte, das wohlhabende Zuhause ihrer Großeltern oder das asketische Leben Akis Vater, machen den Roman zu einer komplexen Geschichte, die zusammengesetzt werden wünscht.

Mir hat dieses Buch sehr gefallen. Während die Mutter immer mehr in ihrer eigenen dementen Welt verschwindet und viele Dinge ihr sehr schwerfallen, sie ermüden, beginnt die Tochter viele Dinge zu verstehen. Einen dementen Menschen um sich zu haben und sich auf die Schlichtheit einzulassen, ist nicht einfach. Zu sehen, wie dieser Mensch immer mehr verschwindet, kostet viel Kraft. In dem Roman wird aber auch deutlich, wie wenig man von dem Leben seiner Eltern weiß. Aki ist manchmal ungeduldig, manchmal sehr sensibel. Als sie selber ihr drittes Kind bekommt, weiß sie, dass ihre Mutter ihr nie wieder Onigiri zum Seelentrösten machen wird.

Die Autorin Yuko Kuhn wuchs selbst zwischen diesen beiden Kulturen auf. Ihre Mutter wurde in Japan geboren und arbeitete in Osaka als Grundschullehrerin, bis sie 1972 nach Deutschland auswanderte.

 

 

Onigiri

geschrieben von Yuko Kuhn
aus dem Hanser Verlag Berlin
208 Seiten
ISBN 978-3-446-28311-4

Morden in der Menopause

Ich weiß nicht, ob ich auf die Idee käme, in der Menopause zu morden. Liv hat bestimmt auch nicht daran gedacht. Seit einiger Zeit konnte sie immer schlechter schlafen und lag häufig des Nachts wach, während ihr Ehemann Jörn neben ihr schnarchte. Liv ist Mutter von drei pubertierenden Kindern und eigentlich geht es der Familie recht gut.

Morden in der Menopause

Liv arbeitet Halbtags für ein Küchenstudio und quält sich gerade mit einer wirklich nervigen Kundin herum, die sämtliche Extrawürste, die man sich vorstellen kann, in ihrer neuen Küche verbaut haben möchte. Außerdem sind, wie gesagt, ihre Kinder in der Pubertät. Was sicherlich nicht schlimm wäre. Liv hatte noch nie ihre Hand gegen ihren Nachwuchs oder auch nur gegen eine Schnecke oder Fliege erhoben. Sie war eigentlich nicht zu aggressiven Handlungen fähig, bis sie ihre Hormone im Stich ließen. So kam es eben auch, das der ältere Sohn eine Backpfeife bekam und der Dealer im Garten es mit seinem Leben bezahlen musste. So ein Pech aber auch, dass Liv zurzeit so schnell zu Übersprungshandlungen fähig war. Das nächste Problem nun: Wohin mit der Leiche?

Das Leben von Liv nahm eine gefährliche Wendung. Sie wurde zu einer Kriminellen, weil die Hormonspiegel aus der Rolle fielen. Nur gut, dass nicht jede Frau so reagiert. Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Heulattacken und Gefühlschaos, reicht ja so schon, um die Frauen aus der Bahn zu werfen, wenn sie in die Menopause kommen. Dabei könnten wir das eigentlich feiern! Liv feiert auf ihre eigene Weise und richtet eine Menge Unordnung an, die sie aber bis zum Ende des Romans wieder auf die eine oder andere Art richten wird.

Krimikomödie

Liv spricht mir aus dem Herzen. Sie ist eine lustige Person, die alles wuppt und die Familie zusammenhält. Nicht nur ihre Kinder und der Haushalt, steht auf ihrer Agenda, sondern auch noch die Schwiegereltern, die Ü 80 sind. Sie hält alle Fäden in der Hand. Ich musste wirklich ein ums andere Mal laut lachen, wenn sie versucht wieder alles zu richten oder ihre Beschreibungen, wie sie neben ihrem schnarchenden Mann liegt und nicht schlafen kann.
Auch ihre Versuche, die Leiche verschwinden zu lassen, die Bekanntschaften der Leiche unterzubringen oder die plötzlichen Geldsorgen zu kompensieren. Ich fand das Buch wirklich unterhaltsam und obendrein einen Einblick zu bekommen, was die fehlenden Hormone in unserm weiblichen Körper anstellen können. Am Anfang jeden neuen Kapitels beschreibt sie nämlich, was geschehen kann. In kursiver Schrift spricht Liv den Leser übrigens auch noch einmal persönlich an. Auch das war ein Highlight.

Ich fand das Buch im Ganzen eine lustige Unterhaltung, die wirklich aufmunternd für jede Frau in der Menopause sein kann. Aber Achtung, wer schlechte Gerüche und widerliche Beschreibungen nicht verträgt, sollte darüber hinweglesen, was Liv so alles anstellt.
Von uns bekommt dieser leichte Krimi 🐭🐭🐭🐭

Die Autorin

Tine Dreyer ist das Pseudonym einer Autorin, die seit Jahren erfolgreich Kriminalromane und Thriller sowie Drehbücher schreibt. Nicht nur alterstechnisch ähnelt sie ihrer Protagonistin aus ›Morden in der Menopause‹, auch das Hormonchaos, das mitunter die gesamte Familie betrifft, ist ihr bekannt – inklusive aller absurden Folgeerscheinungen. Das Morden überlässt sie allerdings lieber ihrer Romanheldin Liv. Genau wie diese lebt Tine Dreyer mit ihrem Mann, zwei Söhnen und einer Hündin in Köln. (Text von der Verlagsseite Dumont kopiert)

 

Morden in der Menopause

ein Krimi von Tine Dreyer
304 Seiten
ISBN 978-3-8321-6828-5
aus dem DUMONT Verlag

Wir werden jung sein

Was würdest du alles tun, um zu sagen: Wir werden jung sein? In dem Buch von Maxim Leo geht es um ein Medikament, das eigentlich verabreicht wurde, um einem Herzdefekt entgegenzuwirken. Doch dann stellt sich heraus, wer das Medikament nimmt, der wird biologisch wieder jünger. Man sieht es dem Menschen auch an: Die Haut wird straffer, die Muskeln können wieder Vollgas geben. Doch was wird geschehen, wenn die Menschen nicht mehr sterben können? Welche Folgen wird das für die Bevölkerung haben? Und wird es jeder vertragen? Der Mensch strebt wie immer nach Perfektion!

Wir werden jung sein

Der sechzehnjährige Jakob hat sich in ein Mädchen aus seiner Klasse verliebt hat. Allerdings weiß er sehr wohl, dass er ganz bestimmt nicht an sie herankommt. Er ist kein Sportler, kein Muskelmensch und verbringt die meiste Zeit zu Hause an seinem Computer, weil er sein Herz seit seiner Geburt nicht belasten kann. Ein neues Medikament wird ihm vielleicht helfen, wenigstens etwas länger zu leben. Und dann klingelt sie an seiner Tür, sie steht auf Jakob und will mit ihm zusammen sein.

Verena hat schon mehrfach Medaillen bei Olympia im Schwimmbecken geholt. Sie ist jetzt Mitte 30 und hat eine Herzmuskelentzündung verschleppt. Eigentlich sollte sie kaum noch an die jungen frischen Schwimmerinnen heranreichen, aber nachdem sie das neue Herzmedikament bekommen hat, schlägt Verena die Jüngeren bei einem Schwimmwettbewerb um Längen. Auch sonst fühlt sie sich viel vitaler.

Karl ist über achtzig. Er hat nicht mehr lange zu leben, sein ganzer Organismus ist nicht mehr stabil. Bevor er einen elenden Tod stirbt, beschließt er, sich freiwillig zu töten. Kein leichtes Unterfangen, aber er hat schon alles geregelt. Morgen wird er den Giftcocktail zu sich nehmen. Aber er fühlt sich eigentlich viel besser, kräftiger, mobiler. Irgendwas ist anders, seitdem er die Pillen genommen hat.

Was würde geschehen, wenn die Menschen nicht mehr sterben müssten

Ich mochte die Charaktere, die in diesem Roman die Hauptrollen spielen, jeden auf seine Art. Maxim Leo schreibt sehr unterhaltsam und trifft doch genau einen Nerv. Die Menschen streben schon immer nach Perfektion und mit diesen neuen Pillen könnten unendlich viele Menschen gerettet werden. Aber wer wird die Medikamente bekommen? Wer darf lange leben und was würde geschehen, wenn der Mensch nicht mehr den üblichen Weg von der Geburt bis zum Tod gehen würde? Ich habe viele Male darüber nachgedacht und schließlich einige ältere Damen um ihre Meinung darum gebeten. Auch sie waren sich nicht einig, ob es Sinn machen würde, ewig zu leben. Schmerzfrei, mobil und gesund, ja, das wäre ok, aber ewig Leben!

Die Menschen würde darüber nachdenken müssen, ob sie noch Kinder bekommen dürfen und ob: Wir werden jung sein, der richtige Weg ist. Und würde es am Ende nicht dazu führen, dass wir keine Entwicklung mehr hätten? Wozu sollte man sich noch anstrengen, gesund zu bleiben, wenn es doch die Wundertabletten gibt. Maxim Leo hat es geschafft, ich mache mir Gedanken. Und genau das soll dieser Roman wohl auch anstoßen. Dabei liest er sich wirklich sehr angenehm und unterhaltend. Ich finde, eine echte Leseempfehlung! 🐭🐭🐭🐭 für diesen guten Roman von uns.
Das ist übrigens der erste Roman, den ich von Maxim Leo gelesen habe. Nur ist es nicht der Erste, den er geschrieben hat!

 

Wir werden jung sein

Ein Roman geschrieben von Maxim Leo
ISBN:9783462003758
304 Seiten
Kiepenheuer & Witsch aus dem Verlag

Hier noch ein kleines Interview mit Maxim Leo über seinen Roman

Wer ist der Mörder?

Liebst du Escape-, Detektiv- und Suchspiele? Ich mag sie total gerne. Meine Kinder wissen das auch und gehen gerne mit mir in Escape-Rooms. Aber was ist, wenn man nicht die Möglichkeit hat, solche Lokalitäten zu besuchen? Dann kann man auf Wer ist der Mörder zurückgreifen. Ich habe es getestet.

Wer ist der Mörder?

Wer ist der Mörder? Ist ein Buch, in dem man selber spannende Kriminalfälle lösen kann. Der Autor und Grafikdesigner Modesto García hatte 2018 schon zwei Thread-Wettbewerbe, Preise der Madrider Buchmesse gewonnen. Dabei werden zum Beispiel über Twitter und Instagram fiktive Verbrechen aufgeklärt. Ihm machte die Entwicklung scheinbar solch einen Spaß, dass er 2019 für das spanische Fernsehen RTVE einen ersten interaktiven Escape-Room entwarf. Während der Pandemie startete er dann ein neues interaktives Spiel, dass man zuerst als App spielen konnte. Erst etwas später entstand ein Buch. Das Buch, welches ich heute vorstellen möchte.

Zuerst einmal möchte ich sagen, es machte einfach mal mehr Spaß, wenn man es mit mehreren Teilnehmern spielt. Viele Augen sehen einfach mehr. Zwölf Fälle gibt es in diesem Buch zu lösen. Zwölf Fälle, in denen es um Raub und Mord geht. Der Leser soll den Fall nun aufklären. Dazu braucht es ein paar Dinge: ein internetfähiges Handy, eine Möglichkeit Notizen zu machen und wie gesagt, am besten ein paar Helfer. Sollte man wirklich einmal nicht weiter kommen, dann gibt es auch eine Hilfestellung. Aber ich will hoffen, dass du die nicht brauchen wirst.

Die Fälle

Du kannst dir einfache einen Fall herauspicken. Sie hängen nicht miteinander zusammen. Ich habe gleich bei dem Ersten angefangen. Da liegt ein Toter in einem Hotelzimmer. Auf der linken Seite siehst du eine kurze Zusammenfassung, wie du zu dem Fall gelangt bist. Auf der rechten Seite siehst du das Bild. Überall auf dem Bild sind kleine Sprechblasen mit einem Titel und einer Seitenzahl. Wenn du dann zu der Seitenzahl vorblätterst, kannst du dir die Gegenstände etwas genauer ansehen, Nachrichten lesen und sogar Telefonanrufe entgegennehmen, indem du einen QR-Code mit deinem Handy scannst. Das finde ich schon recht spannend. Nun ist es an dir und deinen Mitstreitern, diesen Fall aufzuklären. Solltest du in deinen Ermittlungen feststecken, dann kannst du Zusatzhinweise mithilfe eines Spiegels lesen. Wenn du dann denkst, du weißt, was geschehen ist, blätterst du einfach weiter. Dort wird in meinem Fall der Tathergang Stück für Stück aufgelöst. Einfach wirklich cool.

Mein Fazit

Ich mag dieses Buch, würde es aber wie gesagt lieber in der Gemeinschaft auflösen. Alleine macht es definitiv nicht so viel Spaß, wie zu mehreren. Der erste Fall war mir alleine zu schwer. Es ist definitiv kein Buch für Kinder, da gibt es bestimmt andere, die geeigneter sind. Hier fließt Blut und die Rätsel sind nicht einfach. Man muss schon genau hinschauen. Aber es macht wirklich Spaß. Und bitte! Nicht so schnell aufgeben. Wer zwei- oder dreimal hinschaut, findet die Fehler, sieht Hinweise, liest die Widersprüche.

Rubi war mir in diesem Fall leider keine allzu große Hilfe. Sie denkt einfach nicht genug um die Ecke. Aber ihr haben die einfach gemalten Bilder gut gefallen. Für die nächsten Fälle lade ich mir definitiv ein paar Ermittler-Freunde ein. Wir geben dem Buch 🐭🐭🐭🐭🐭

 

Wer ist der Mörder?

Spannende Kriminalfälle selbst lösen
von Modesto García
aus dem Spanischen von Angelika Pfaller übersetzt
224 Seiten
aus dem YES Verlag
ISBN: 978-3-96905-168-9

Die Rotte

Elfi und ihre Mutter Lisbeth leben in den Siebziger Jahren, in einer Rotte im Voralpenland. Als Rotte bezeichnet man eine locker stehende Ansammlung mehrerer Höfe und Häuser. Elfi ist Anfang zwanzig, als sich ihr Vater eines Abends im Winter noch mal auf den Weg macht und nicht wieder nach Hause kommt. Ein Dorfbewohner findet den Leichnam des Vaters am Ende des Baches. Doch als die zu Hilfe gerufenen Nachbarn am Fundort ankommen, ist die Leiche nicht mehr zu sehen. Sie vermuten, dass das Wasser den Vater in den See gezogen hat. Und was der See einmal verschwinden ließ, taucht so schnell nicht wieder auf.

Die Rotte

Depressiv war der Vater gewesen. Doch damals hatte man noch andere Worte für diese Krankheit. Schwermut! Und die Waffe aus dem Waffenschrank war verschwunden. Lisbeth, die Mutter, muss nun zusehen, wie sie den kleinen Hof am Laufen hält. Pragmatisch stellt sie den Nachbarsohn als Helfer ein. Als jüngerer Sohn konnte der Franz ja schließlich nicht den Hof des eigenen Vaters übernehmen. Eine Ausbildung hat er als Kfz-Schlosser gemacht. Aber lieber wäre er Bauer geworden. Und so nutzt er die Gelegenheit und bittet am Ende sogar um die Heirat mit der Elfi. Verschlossen ist die junge Frau. Doch dann geschieht das nächste Unglück …

Die Siebziger Jahre

Der Autor Marcus Fischer hat den Roman „Die Rotte“, in der Sprache der Bergmenschen geschrieben. Als ich die ersten Sätze gelesen habe, war ich erst einmal etwas verwirrt, aber dann habe ich mich ziemlich schnell in den seltsamen Dialekt eingefunden. Buchstaben werden zusammengeschoben oder ganz weggelassen. Wörter benutzt, die man im Tiefland und in der modernen Zeit kaum noch kennt. Aber es macht auch klar, in welchen „Gefängnissen“ sich die Helden befinden. In welchen Verstrickungen sie sich bewegen.

Die Siebziger im Voralpenland waren nicht revolutionär. Die Frauen immer noch „Freiwild“, mussten sich unterordnen, hielten sich an die Kirche. Der Roman macht sehr deutlich, in welchen Zwängen sich die Gesellschaft bewegte. Und vor allem Elfi. Sie wird bedrängt und genötigt. Immerhin kann sie als Frau bestimmt nicht einen Hof führen. Der Roman begleitet die junge Frau, während rückblickend erzählt wird, wie die junge Bäuerin immer mehr mit Schuld(en) überhäuft wird. Wie die Nachbarn sie immer mehr bedrängen. Gemein, brutal und schmucklos führt uns der Autor durch das Dorf und seine Bewohner. Doch seine Worte sind dabei eher zart und schön.

Ich fand es wirklich sehr lesenswert, sobald man sich an die Sprache der Menschen oben auf dem Berg gewöhnt hat. Manches Mal dachte ich leise bei mir, dass sich das Weibsbild doch auch mal hätte wehren können. Doch so kann man heute denken und ich bin wahrlich froh, heute und hier zu leben. 🐭🐭🐭🐭🐭 hat dieses Buch verdient.

 

Die Rotte

Ein Roman von Marcus Fischer
aus dem Leycam Verlag
ISBN 9783701182510
340 Seiten