von Megan Hunter
England wird vom Wasser größtenteils überschwemmt. Die Menschen versuchen, sich hilflos und verzweifelt in Sicherheit zu bringen. Eine junge Frau bekommt, kurz bevor das Wasser auch die Kliniken in London überschwemmt, dort ihr erstes Kind. Ihr Gefährte versucht mit seiner kleinen Familie eine Zuflucht zu finden, die sicher ist. Aber am Ende, verschwindet auch der Vater und Mutter und Kind müssen sich alleine durchschlagen. Allein diese innige Beziehung hält die Frau über “Wasser”
Megan Hunter hat einen gewaltigen und doch poetischen Debütroman geschrieben. Roman ist hier vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Ihr Text ist in kurzen Zitaten, fast Verse, zu lesen. Durchsetzt mit Textpassagen aus mythologischen und religiösen Texten wirkt es wie ein Blick in das Tagebuch einer Mutter, die die Entwicklung ihres Kindes und die Zustände ihrer Umwelt festhalten möchte. Fast emotionslos werden einem die Umstände hingeworfen und doch spürt man gewaltig die Liebe und die Angst um das Kind. Hinter jedem Abschnitt kann man in seinen eigenen Gedanken die Geschichte weiterspinnen und hat Spielraum sich Szenarien vorzustellen. Megan Hunter gibt nur Bruchstücke der Geschichte frei und lässt uns die Freiheit, zu Ende zu denken. Damit wird dieses Buch zu einem Mammutwerk. Erschütternd, ohne viele Worte und doch zart und liebevoll.
Mich hat dieses 160 Seiten starke Büchlein sehr beschäftigt. Wie gesagt, es sind nicht viele Worte in dem Buch zu finden und doch habe ich über eine Woche gebraucht, um es zu lesen. Spannend war es auch, dass die Autorin keine Namen in dem Werk verteilte, sondern nur Buchstaben.
Was macht es mit einem, wenn man sich nicht an einem Namen festhalten kann ?….
Wie einfach man sich dann von der Figur verabschieden kann, wenn sie verloren geht, ist mir damit erst bewusst geworden. Bindungslos.
Ich kann es absolut empfehlen!
Verlag : C. H. Beck
Aus dem Englischen von Karen Nölle
160 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-406-70507-6