Die Gestirne

Ein junger Mann kommt in ein Raucherzimmer eines Hotels und die anwesenden 12 Männer verstummen im Gespräch. Der junge Mann fühlt sich nicht unwohl, lässt den Blick durch den Raum streifen und gibt seine Eindrücke in Gedanken haarklein wieder. Er gießt sich einen Brandy ein und setzt sich in einen freien Sessel… Einer der Männer beginnt ein Gespräch mit ihm, die Anderen hören sehr aufmerksam zu. Und langsam dämmert es, die Männer haben alle etwas Gemeinsames. Sie sind alle in einen Mord und in einen Betrug verwickelt. Wie es zu dem Mord kam und wer wie betrogen wurde, wollten sie im Geheimen, eben in diesem Zimmer besprechen. Moody, der junge Mann, ist Anwalt von Beruf und es hat ihn aus familiären Problemen heraus nach Neuseeland, eben in dieses Raucherzimmer verschlagen. Man schreibt das Jahr 1866 und es ist die Zeit des Goldrausches. Die Männer erzählen ihre Geschichten, die miteinander verwoben sind, so dass am Ende ein Ganzes daraus entsteht. Moody wird, wie auch der Leser, zum Zuhörer und wertet nicht, zieht aber seine Schlüsse..,

“Hier wurden Männer nicht zu etwas gemacht, sondern sie erschufen sich selbst, wie sie im Schlamm hockten, um das Gold rein zu waschen…”

Kurz bevor man die 1048 Seiten zu Ende gelesen hat, wird einem Einiges klar. So lange hält die Autorin Eleanor Catton den Spannungsbogen. Obwohl sie sehr kleinteilig erzählt, hat man nie das Gefühl zu viele Informationen zu erhalten. Die Geschichte ist wie ein Kinofilm im Kopf. Nichts muss man sich dazudenken, alles ist genau vorgegeben. Jeder der Charaktere, die in diesem Roman mitspielen, hat eine eigene Sicht auf die Dinge, was jedesmal ein neues Licht auf die Story wirft. 
Das Buch lehnt sich an die Sterne, an Sterndeutung und Horoskope an. Ist in 12 Kapitel eingeteilt und die Charaktere haben alle ein eigenes Sternbild. Jedes Sternbild hat seine Eigenschaften, die in der Geschichte auch zum tragen kommen. Da gibt es den, der um Aufmerksamkeit buhlt, der Andere ist der Verschlossene… Jedes Sternbild, mit seinen Eigenschaften spielt hier mit. Wer sich damit auseinandersetzen möchte, hat hier bestimmt seinen Spaß. (Ich persönlich fand es mal recht lustig mein Horoskop, zur Zeit meiner Geburt, im Internet zu recherchieren.) Den großen Sinn hinter den Sternenkonstellationen blieb mir allerdings verborgen. Die Kapitel beginnen mit dem Sternbild, das zu der Zeit in dieser Stadt gerade zu sehen war.

“…-was sich als Vision zeigte, geglaubt wurde, prophezeit, vorausgesagt, bezweifelt und wovor gewarnt wurde -, wird unter dem Zeichen der Fische manifest. Die einsamen Visionen, die noch einen Monat zuvor nur dem Träumer allein gehörten, nehmen nun Formen und Substanz des Realen an. Wir haben uns selbst erschaffen, und wir werden uns auch das eigene Ende bereiten…”

Eleanor Catton hat mich bezaubert. Ihre Art des Schreibens ist unglaublich. Sie hat, trotz der Kleinteiligkeit, einen spannenden Roman geschrieben, der nichts auslässt. Es gibt Mord und Totschlag, Intrigen, Historisches, Liebe und einen feinen Humor, einfach von allem etwas. Trotz der vielen Seiten, keine Langeweile. Ich war wirklich gefangen im Jahr 1866. Einzig, das Ende hat mich nicht überzeugt. Da wäre bestimmt mehr drin gewesen. Allerdings hätte der Roman dann noch mehr Seiten gehabt ☺
Als Ebook, kann ich dieses Werk nicht empfehlen. Ich habe oftmals zurück geblättert und noch einige male nachgelesen…
Eleanor Catton ist erst 28 Jahre alt als sie es schrieb, dieses Buch ist ihr Zweites. Sie erhielt für “Die Gestirne” den begehrten, mit 50.000 Dollar dotierten Booker Prize. Damit ist sie die jüngste Person, die diesen Preis jemals erhalten hat und erst die zweite Neuseeländerin.
Ihren ersten Roman “Die Anatomie des Erwachens”  habe ich mir schon auf meinen Stapel für ungelesene Bücher gelegt, der wird bei uns allerdings erst Mitte 2016 erscheinen.

Ich bewundere jedesmal die Übersetzerinnen, in diesem Fall Melanie Walz.

von Eleanor Catton
Verlag : btb Verlag (HC)
ISBN: 9783442754793
Fester Einband 1.040 Seiten

-verlinkt mit Niwibo

Sei mir ein Vater

Lilie überrascht in ihrer Pariser Wohnung Einbrecher, die als sie flüchten, der jungen Frau ein Gemälde über den Schädel schlagen und dabei das Bild zerreißen. Als Lilie wieder zu sich kommt, findet sie in dem Rahmen des demolierten Bilde einen Brief von einem Mädchen an ihren verstorbenen Vater, der dieses Bild scheinbar gemalt hatte. Das Mädchen ist eine Urahnin der Überfallenen, eine damals bekannte Malerin der Belle Époque, Georgette Agutte. Kurzentschlossen nimmt Lilie das Bild mit auf ihre Reise nach Deutschland, zu ihrer Wahlfamilie, die sie noch aus Kindertagen kennt. Der Vater, den Lilie sich immer als den eigenen gewünscht hatte, würde an Krebs sterben. Der Brief bringt die Familie noch einmal zu einer Reise, vom Niederrhein bis in die Karibik, zusammen. Auf der Suche nach der Malerin Georgette Agutte und einem versteckten, wertvollen Bild.
Anne Gesthuysen entführt uns in ihrem zweiten Roman, nach “Wir sind doch Schwester”, in die Welt der Künstler und Maler der Belle Époque. Ihre Hauptfigur, Georgette Agutte ist eine Malerin, deren Bilder scheinbar in Vergessenheit geraten sind. Georgette trifft auf bekannte Maler, wie Renoir, Matisse und Pissarro. Einige Andere säumen ebenfalls ihren Weg durch die Zeit.

Lilie, die nie einen guten Draht zu ihrem eigenen Vater hatte, findet bei ihrer Gastfamilie in Deutschland einen Vater der ihr stets zur Seite stand. Auch Hanna, die Tochter der Deutschen, ist Lilie eine wahre Schwester. Gemeinsam stehen sie die schwere Zeit des Abschieds durch und erleben den Vater noch einmal lustig und von seiner Krankheit abgelenkt.

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Auch die Geschichte um die Malerin gefiel mir. Interessante Persönlichkeiten, gehen in dem Hause Agutte-Sembat ein und aus.( Mit ein paar Klicks, durch das Internet, findet man die beschriebenen Bilder der Künstler) Es wird gemalt, gefachsimpelt und diskutiert. Frankreich kurz vor dem ersten Weltkrieg, in den Zeiten des Fauvismus, als die Künstler geschmäht und angegriffen wurde, für ihre Werke zu den Weltausstellungen.
Anne Gesthuysen, schrieb eine interessante Geschichte zwischen den Jahrhunderten. Hat Fiktion mit Realität zu einem spannenden, kurzweiligen Roman verwoben. Es hat Spaß gemacht dieses Buch zu lesen und hat mir einige schöne Stunden beschert.
Von Anne Gesthuysen

ISBN: 978-3-462-04832-2
432 Seiten,

gebunden

Sei mir ein Vater

Lilie überrascht in ihrer Pariser Wohnung Einbrecher, die als sie flüchten, der jungen Frau ein Gemälde über den Schädel schlagen und dabei das Bild zerreißen. Als Lilie wieder zu sich kommt, findet sie in dem Rahmen des demolierten Bilde einen Brief von einem Mädchen an ihren verstorbenen Vater, der dieses Bild scheinbar gemalt hatte. Das Mädchen ist eine Urahnin der Überfallenen, eine damals bekannte Malerin der Belle Époque, Georgette Agutte. Kurzentschlossen nimmt Lilie das Bild mit auf ihre Reise nach Deutschland, zu ihrer Wahlfamilie, die sie noch aus Kindertagen kennt. Der Vater, den Lilie sich immer als den eigenen gewünscht hatte, würde an Krebs sterben. Der Brief bringt die Familie noch einmal zu einer Reise, vom Niederrhein bis in die Karibik, zusammen. Auf der Suche nach der Malerin Georgette Agutte und einem versteckten, wertvollen Bild.
Anne Gesthuysen entführt uns in ihrem zweiten Roman, nach “Wir sind doch Schwester”, in die Welt der Künstler und Maler der Belle Époque. Ihre Hauptfigur, Georgette Agutte ist eine Malerin, deren Bilder scheinbar in Vergessenheit geraten sind. Georgette trifft auf bekannte Maler, wie Renoir, Matisse und Pissarro. Einige Andere säumen ebenfalls ihren Weg durch die Zeit.
Lilie, die nie einen guten Draht zu ihrem eigenen Vater hatte, findet bei ihrer Gastfamilie in Deutschland einen Vater der ihr stets zur Seite stand. Auch Hanna, die Tochter der Deutschen, ist Lilie eine wahre Schwester. Gemeinsam stehen sie die schwere Zeit des Abschieds durch und erleben den Vater noch einmal lustig und von seiner Krankheit abgelenkt. 
Auch die Geschichte um die Malerin gefiel mir. Interessante Persönlichkeiten, gehen in dem Hause Agutte-Sembat ein und aus.( Mit ein paar Klicks, durch das Internet, findet man die beschriebenen Bilder der Künstler) Es wird gemalt, gefachsimpelt und diskutiert. Frankreich kurz vor dem ersten Weltkrieg, in den Zeiten des Fauvismus, als die Künstler geschmäht und angegriffen wurde, für ihre Werke zu den Weltausstellungen. 
Anne Gesthuysen, schrieb eine interessante Geschichte zwischen den Jahrhunderten. Hat Fiktion mit Realität zu einem spannenden, kurzweiligen Roman verwoben. Es hat Spaß gemacht dieses Buch zu lesen und hat mir einige schöne Stunden beschert. 
432 Seiten, 
gebunden

Die Bücherdiebin

1939, Liesel und ihr Bruder sollen zu Pflegeeltern gegeben werden. In dem Zug, auf dem Weg zu den Hubermanns, hielt Liesel ihren Bruder im Arm, die kranke Mutter neben sich, als der Junge starb. Neben der Bahnstrecke wird der kleine Bruder im winterlichen Boden beerdigt, dabei fällt dem Totengräber ein Büchlein aus der Tasche, das Liesel an sich nimmt und verbirgt. „Handbuch für Totengräber“ steht in goldenen Buchstaben darauf. Das ist der Moment, als der Tod ein Auge auf Liesel wirft und die Karriere der Bücherdiebin beginnt. Die Mutter überlässt dem Münchner Paar, Rosa und Hans Hubermann aus der Himmelsstraße, das Mädchen. Hans ist ein herzensguter Mensch, der Liesel ein echter Freund wird. Er bringt dem Mädchen das Lesen anhand des „gefundenen“ Buches bei. Zeigt ihr die Macht der Worte. Liesel schlägt sich mit den Klassenkameraden, spielt Fußball und findet ihren besten Freund, Rudi. Als Max, ein jüdischer junger Mann, auftaucht und um Hilfe bittet, wird einiges anders und doch nicht alles. 

Erzählt wird vom Tod, einem recht angenehmer Erzähler, wenn man sich an seinen Stil gewöhnt hat. Er erzählt oft schon was geschehen wird, nimmt die Geschichte voraus, kommt aber immer wieder auf die eigentliche Geschichte der Bücherdiebin zurück. Immer wieder wird klar, wieviel der Tod in dieser grausigen Zeit zu tun hatte. Der Tod hat auch einen ganz anderen Blick in die Seelen der Menschen. Sieht vieles klarer und emotionsloser. Rückt auch sich selber ins rechte Licht, denn er trägt zum Beispiel, nur wenn es kalt,wird einen schwarzen Kaputzenmantel. 

Seite 267: …“Natürlich bin ich gemein. Ich verderbe euch den Spaß und nehme das Ende vorweg, das Ende des gesamten Buches und besonders diesen Abschnitts. Ich habe euch zwei Ergebnisse im Voraus verraten, weil ich nicht an Heimlichtuerei interessiert bin. Heimlichkeiten langweilen mich. Ich weiß, was passieren wird, und ihr auch. Es ist die Art und Weise, wie es passiert, die mich ärgert, verwirrt, fasziniert und erstaunt”…

Wir begleiten Liesel, Rudi und Max, den jüdischen Gast, durch die Jahre des Krieges. Lassen uns die Geschichte vom Tod erzählen. Es ist eine leichte Lektüre, die uns das Leben der Menschen in der Himmelstraße, in dem armen Teil Münchens zeigt. Die Entbehrungen und Katastrophen, die über eine “normale” arme Familie hereingebrochen sind, als Hitler die Führung übernahm. Die Beschreibungen versetzen leicht in diesen Vorort von München, geben Aufschluss über ein einfaches Leben.  
Ich finde es sehr mitreißend erzählt. Man muss sich allerdings an die Art des Erzählers erst gewöhnen. Über den einzelnen Kapiteln stehen fettgedruckte Überschriften, die schon einiges vorwegnehmen und sollte man sie überlesen, fehlen die Zusammenhänge. (Ich überlese gerne solche Überschriften ☺) Die Macht der Worte, wird hier wirklich außerordentlich deutlich. Viele Metaphern sind zu finden. Ich finde, eine außergewöhnliche Art, mit dieser brutalen Zeit um zu gehen. 
Ein absolutes Leseerlebnis!

Von Markus Zusak

Taschenbuch
608 Seiten
Mein Buch des Monats November

Der Architekt des Sultans

von Elif Shafak

Die Geschichte ist diese: Jahan, ein 12 jähriger Junge, der aus einem armen Dorf stammt, wird zusammen mit einem weißen Elefanten in Istanbul, in dem Palast des Sultans aufgenommen. Als Mahut des Elefanten, lernt er den großen osmanischen Architekten Sinan kennen und schätzen. Denn dieser macht Jahan zu seinem Schüler und lässt ihn in die Palast-Schule gehen. Er lernt die Prinzessin im Palastgarten kennen und lieben, er erzählt ihr (Lügen)Geschichten. Jahan  erlebt 3 Sultane und die Gepflogenheiten der verschiedenen Herrscher kennen. Zog mit dem Elefanten in den Krieg und reiste mit einem Freund, auf Wunsch des Architekten, nach Italien, um Michel Angelo zu treffen….

“… Jahan erkannte schnell, dass es einfacher war, eine Brücke einzureißen, als eine zu bauen.”

Elif Shafak schreibt einen wunderbaren Roman, der wie ein Märchen aus Tausend und eine Nacht anmutet.. Sicherlich steckt da ein wenig Historisches dahinter, aber noch mehr hat sie daraus einen Roman mit Hintergrund gewoben. Ich mag es, wie sie uns die Entwicklung Jahans nahe bringt. Anfangs, noch der blauäugige Junge, der immer erwachsener wird. Der das Glück hat, bei einem Meister wie Sinan zu lernen. Der ihn beschützt und fördert. Liebevoll geschrieben, entführt Elif Shafak uns in das antike Istanbul, zeigt uns Plätze von denen wir gehört haben, und die uns faszinieren. Sinan, der Architekt des Sultan, hat einige eindrucksvolle Bauwerke in Istanbul und Umgebung geschaffen. Immer hinterlässt er an versteckten und doch offensichtlichen Stellen einen Makel in den Gebäuden, “denn nur Gott ist vollkommen”.

“…Wie schnell sich die Dinge ändern und wie tief und aus welcher Höhe Menschen fallen konnten, selbst solche, die er für unantastbar hielt! Aber vielleicht ja gerade diese. Als gäbe es zwei unsichtbare Bögen – mit unseren Taten und Worten stiegen wir auf, und mit unseren Taten und Worten ging es wieder nach unten.”

Das Buch hat die handliche Größe eines Taschenbuches. Auf den letzten Seiten findet man ein kleines Verzeichnis türkischer Wörter und deren Übersetzungen. In dem Roman, sieht man immer wieder kursiv geschriebene Wörter, wenn diese nicht noch auf der selben Seite erklärt werden, dann muss man nur in die letzten Seiten schauen. Sinan der Architekt war mir bisher kein Begriff. Inzwischen, dank dieses Buches habe ich einiges dazu gelernt.

“Du bist eine liebenswürdige, aber verwirrte Seele. Du bist wie ein Boot mit zwei Ruderern, die in entgegengesetzte Richtungen rudern. Du hast die Mitte deines Herzens noch nicht gefunden.”

Elif Shafak, (Şafak – türkisch „Morgenröte“) ist der Vorname ihrer Mutter. Als Diplomatenkind wuchs sie in Madrid und Ammam auf, hat studiert und ist heute eine der meistgelesenen Schriftstellerinnen in der Türkei. Ich habe von ihr “Die vierzig Geheimnisse der Liebe” gelesen und war von diesem Buch schon sehr angetan. Der Architekt des Sultan, lässt in der Roman einige lose Enden übrig, was der Gesamtgeschichte aber keinen Abbruch tut. In sich ist die Geschichte schlüssig und die vielen Nebenereignisse, würden nur verwirren. Dieses Buch zählt nun zu meinen liebsten Büchern!
Danke an den Kein & Aber Verlag für dieses Buch, es war mir eine Freude es zu lesen.
Original: The Architect’s Apprentice
Aus dem Englischen von Michaela Grabinger
Hardcover
Format: 11,6 x 18,5 cm, 656 Seiten
ISBN: 978-3-0369-5715-9
Mein Buch des Monats! Mehr Bücher bei Nicole