Der Klang der Zeit
Mein Buchdealer hat mir “Der Klang der Zeit” empfohlen und so habe ich mich an die 768 Seiten gewagt.
Ich habe ein klangvolles Buch voller Musik gefunden. Einem Buch, randvoll mit bezaubernden Worten, melodiösen Sätzen. Ich habe Abhandlungen über die Zeit gelesen, die mich mehr verwirrt haben, als mir die Zeit zu erklären. Physikalische Belehrungen, die mich ermüdeten. Ich habe von New York gelesen. Von den Kämpfen zwischen Schwarz und Weiß, den Rassenunruhen in den Sechziger Jahren. Habe über die Geschichte zweier Jungen gelesen, deren Eltern nicht unterschiedlicher sein konnten. Die Mutter aus einer gebildeten schwarzen Familie und der Vater ein jüdischer Physiker, der aus dem Nazideutschland geflohen ist. Gegen allen Verstand heiraten die Beiden und bekommen drei sehr musikalische Kinder. Die Kinder Milchkaffeebraun / -weiß, mit so viel Musik in den Adern, dass der Ältere ein Stipendium an einer Musikschule bekam, wo seine Stimme Engelsgleich ausgebildet wurde. Obwohl es für schwarze Kinder ganz und gar nicht üblich war, eine solche Ausbildung zu bekommen. Geschweige denn, auf eine solche Schule zu gehen. Auch der Mittlere wurde auf diese Schule geschickt und erhielt eine Klavierausbildung. Stets im Schatten des Älteren, dazu verdammt immer nur der Diener, Schlichter und Kindermädchen für die Familie zu sein. Die viel jüngere Schwester, noch musikalischer als die Brüder, entschied sich, nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter, für einen ganz anderen Weg. Einen Weg, der mit Musik nichts zu tun hatte, aber auch den Klang der Zeit verdeutlichte. Einen Weg durch die Unruhen …
Die Kinder wachsen in einer Scheinwelt der so verschiedenen Eltern auf. Sie bekommen den Krieg zwischen den Hautfarben, der überall in Amerika brodelt, nur am Rande mit. Die Eltern unterrichten die Jungen zu Hause in New York, am Rande von Harlem, wo sich Schwarz und Weiß vorsichtig vermischen. Die Tochter wird später auf eine “normale” Schule gehen, nicht so weltfremd wie die Brüder. Die Kinder spielen lieber im Haus, als auf der Straße, wo die anderen Kinder schon darauf warten, die Mischlinge zu quälen. Als die Jungen in ein Internat umziehen, werden sie von fast allen Kindern akzeptiert, es sind wieder die weißen Eltern, die es zu verhindern wissen, dass engere Kontakte entstehen.
Die Story wird größtenteils von Joseph, dem mittleren der Kinder erzählt. Nur wenn es in die Vergangenheit geht, als der Junge noch nicht geboren war, übernimmt ein Erzähler das Wort.
“Wir sollten die Zukunft sein. Wir sollten die Gegenwart überwinden. Wir sollten die Rassenunterschiede überhaupt nicht sehen. Nicht einmal das Wort Rasse sollte fallen.” Seite 358
“Zeit ist das Mittel, mit dem wir verhindern, dass alles zugleich passiert” Seite 116
Die Grundgeschichte hat mich gefesselt, hat mir ein Lesevergnügen bereitet, das mich die trägen Momente in dem Buch meist vergessen ließ.
“Wer die Vergangenheit zum Ursprung erklärt, lässt der Zukunft keinen Spielraum…Wir alle bewegen uns auf einer gekrümmten Kurve, die zusammenbrechen wird und uns alle neu erschaffen wird” Seite 114
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Roman von Richard Powers
768 Seiten,
FISCHER Taschenbuch
Das Gleichgewicht der Welt
Von Rohinton Mistry
Indien ist ein mystisches Land, für uns Europäer nicht ganz durchschaubar. Mit seinen Kasten und Religionen. Als Europäer träumt man von verwunschenen Orten und interessanten Gottheiten. Das echte Leben dort kann sich unsereins kaum vorstellen…
Für mich eins der besten Bücher die ich gelesen habe:
Indien 1975.
Dina ist Witwe und hat noch ein Zimmer frei, das sie an Maneck einen jungen gut situierten Studenten vermietet, der aus dem Himalaya stammt und in Bombay studieren möchte. Dina, die schon immer sehr eigensinnig war, verdient ihr Geld indem sie Kleider für eine Exportfima näht. Als ihr Augenlicht schlechter wird, stellt sie zwei Schneider ein. Ishvar, der ruhige ausgeglichene ältere Mann und Omprakasch der stets auf Konfrontation gebürstete Neffe, die aus einem Dorf von Bombay weit entfernt stammen. Sie gehörten einer niederen Kaste an. Der Vater von Ishvar sorgte dafür, das Seine Söhne eine Schneiderausbildung bei einem Moslem erhielten und somit aus dem System ausbrechen konnten. Diese Vier erleben eine gemeinsame Zeit in einem Indien das im Ausnahmezustand steckt. Es werden Slums mit den Planierraupen dem Erdboden gleich gemacht, was dazu führt, das mehr Menschen irgendwo in der Stadt einfach auf den Gehsteigen schlafen. Die Menschen werden zu Familienplanungszentren gefahren um dort zu Sterilisationen überredet zu werden. Es gibt Korruption und Ungerechtigkeiten. Mord und Raub sind an der Tagesordnung.
Mit seinen blumigen Worten, seiner ganz wunderbar mitreißenden Art zu schreiben, macht Rohinton Mistry es uns leicht das Buch empört und zugleich mit einem schmunzeln zu verschlingen.
Rohinton Mistry zeigt uns ein Indien der Siebziger Jahre. Indien im Aufstand und Unterdrückung. Er zeigt das wirkliche, schwierige Leben der einzelnen. Die Charaktere denen wir folgen, haben ein nicht leichtes Leben. Ihre Geschichten sind miteinander verstrickt. So werden wir von einer Erzählung in die nächste geführt. Wir treffen auf spannende Charaktere die uns ihre Geschichten erzählen: Den kleinen Bettler, der als Baby schon so verstümmelt wurde, so das er nur herum getragen werden konnte und später mit dem Rollbrett bettelte. Oder den Haarsammler, der immer wieder die Geschichte unserer Hauptfiguren kreuzt. Wir treffen auf Ungerechtigkeiten, die uns den Atem rauben, während der alte Schneider nur mit den Schultern zuckt und daran glaubt das alles einen Sinn hat. Immer auf der Suche nach dem Gleichgewicht der Welt.
R. Mistry verzaubert und erklärt die Welt in der er groß geworden ist und studiert hat. Ein Indien, wie wir es uns kaum vorstellen können. In einer Zeit als Indira Ghandi versuchte eine Demokratie in ihrem Land aufzubauen.
Roman
E-Book
Aus dem Amerikanischen von Matthias Müller
ISBN: 978-3-10-402892-7
Das ist mein Buch des Monats Januar
Bei Niwibo findet ihr noch mehr tolle JanuarBücher
Ich Maximilian, Kaiser der Welt
Geboren, um zu Herrschen
von Peter Prange
Ein historischer Roman um das Leben von
Maximilian I. von Habsburg – der letzte Ritter
Sohn Kaiser Friedrich III. und Eleonore Helena von Portugal …
So könnte es weitergehen…,
in diesem Buch wird uns das Leben Maximilians viel leichter erzählt.
Maximilian verliebt sich in eine Frau, welche er nicht heiraten darf, da sein Vater ihn bereits an die schöne Maria von Burgund versprochen hat, um das römisch-deutsche Kaiserreich wieder aufzubauen.
„Bettelprinz“ wird Maximilian genannt, weil sein Vater ein wahrer Knauser war. Der Prinz war ein eindrucksvoller Mann, der Hufeisen mit bloßen Händen verbiegen konnte und bis auf seine Habsburger Nase auch noch schön war.
Es ist bestimmt nicht leicht, das Leben eines großen Herrschers wiederzugeben. Es ist aber, mit einigen Zudichtungen, Peter Pranges wahrlich gelungen. In seinem Buch, über die ersten Jahrzehnte aus dem Leben Kaiser Maximilian von Habsburg, schreibt Herr Prange uns durch die Geschichte. („Das Leben eines Menschen ist zu kurz, um das Leben dieses Mannes zu erfassen“, laut H. Wiesflecker, Nestor der Maximilian-Forschung).
Mit einer Leichtigkeit zeigt er ein Fenster zur Vergangenheit und führt durch Intrigen, Kriege und Politik zwischen Mittelalter und Renaissance. Seine Figuren in diesem Buch, sind größtenteils geschichtliche belegt. Um aber eine Geschichte zu schreiben, die trotz vieler Fakten auch noch mitreißend ist (ohne Frage, ist dieses Buch mitreißend!), fügt er einige erdichtete Figuren hinzu, die durch die Zeiten leiten.
Eine Lektüre die federleicht Geschichte lehrt.
Mir hat das Buch sehr gefallen. Trotzdem man mit enorm vielen Personen konfrontiert ist, habe ich den Überblick nicht verloren.
Schön ist auch der Stammbaum, eine geschichtliche Tabelle und eine Landkarte, die es mir erleichtert hat, die Feldzüge des Ritters zu verfolgen.
Maximilian selber hat dafür gesorgt, das man ihn nicht vergisst. Er ließ Bilder von sich und seinen Heldentaten durch namhafte Künstler anfertigen (Der Triumphzug) . Schrieb Heldengesänge, wofür er den Buchdruck förderte. Auch sein Grabmal in der Hofkirche zu Innsbruck, das er schon zu Lebzeiten errichten ließ, ist eindrucksvoll.
Wer mehr über Peter Prange erfahren möchte >klick< hier
Verlag : FISCHER Scherz
ISBN: 9783651000698
Fester Einband: 672 Seiten