Lied der Weite {Rezension}
Kent Haruf
Roman aus dem Diogenesverlag
übersetzt von Rudolf Hermstein
384 Seiten
ISBN 978-3-257-07017-0
Roman aus dem Diogenesverlag
übersetzt von Rudolf Hermstein
384 Seiten
ISBN 978-3-257-07017-0
Ein Roman von
… bringt manch Einen auch schon mal um den Verstand und der Eine, lässt seinen Unmut an den Kindern, der Frau oder auch an Fremden aus. Montana ist ein sehr weitläufiges Land. Und ohne Aussichten, wenn man in einem Städtchen lebt, in dem die Arbeit knapp, die Armut groß, oder die Umstände nicht einfach sind. Pete Snow ist in einer solchen kleinen Stadt, Tenmile, von Bergen und Wäldern eingeschlossen, Sozialarbeiter. Er kümmert sich um die Kinder von alleinerziehenden, drogensüchtigen Müttern, gewalttätigen Vätern oder ihren Liebhabern. Er entscheidet, ob die Kinder noch bei den Eltern bleiben dürfen oder sie vorübergehend in Übergangsfamilien, oder was noch viel schlimmer ist, in Heimen untergebracht werden müssen.
Pete steckt selber in einer Krise. Seine Exfrau macht sich mit der gemeinsamen 13 jährigen Tochter aus dem Staub. Er erfährt erst spät, dass die Pubertierende davon gelaufen ist. Pete versucht, das Mädchen mit allen Mitteln zu finden. Nebenher hat er, als Sozialarbeiter, auch noch mit dem Sohn einer drogensüchtigen Mutter Ärger. Der Junge ist “unbezähmbar”, eckt überall an und stemmt sich mit aller Kraft gegen die Hilfe, die ihm Pete anbietet. Dann, gibt es noch den verwahrlosten Jungen Benjamin, der mit seinem scheinbar verrückten, unter Verfolgungswahn leidenden Vater in den unzugänglichen Bergen und Wäldern lebt, und den ein Geheimnis umgibt.
Das Buch macht nachdenklich. Es liest sich ganz wunderbar und manchmal kann man fast die Tannen riechen, die in den unberührten Landstrichen stehen. Die Geschichten allerdings, machen unendlich traurig, wieviel Leid in dieser Gegend zu herrschen scheint. Wieviel Armut und Gewalt.
Smith Henderson hat hier ein wirklich lesenswertes Buch geschrieben. Obwohl es 607 Seiten stark ist, ist es nie langweilig. Die drei Hauptgeschichten sind teilweise miteinander verwoben, so dass man auch nichts aus den Augen verliert.
Smith Henderson ist selbst in Montana aufgewachsen. War dort Sozialarbeiter und Gefängniswärter. Mir scheint, er hat seine Geschichten aufgeschrieben. Seine Art zu schreiben ist einfach mitreißend.
von Smith Henderson
Aus dem Amerikanischen von Walter Ahlers, Sabine Roth
Originaltitel: Fourth of July Creek
Originalverlag: Ecco
608 Seiten
ISBN: 978-3-630-87440-1
Verlag: Luchterhand Literaturverlag