Miss Bensons Reise {Rezension}

28.12.2020 | Rezension | 3 Kommentare

Miss Benson ist schon eine seltsame Person. Sie scheint ein wenig übergewichtig zu sein, ihre Kleidung ist eher (sehr) abgenutzt, ihre Schuhe längst durchgelaufen und ihre Haare sehen aus, als trüge sie ein Vogelnest spazieren. Fünf Jahre ist es her, dass der zweite Weltkrieg vorbei ist. Noch immer gibt es in London nicht alles zu kaufen und Lebensmittel nur auf Bezugskarten. Miss Benson unterrichtet an einer Schule, erklärt den Mädchen ihrer Klasse, wie man mit den vorhandenen Konserven ein ordentliches Essen auf den Tisch zaubert. Doch als die Mädchen, die noch nicht Fünfzigjährige, ihres Aussehens wegen ärgern, dreht Margery Benson plötzlich durch. Sie bestiehlt ihre Konrektorin und läuft einfach weg.

Miss Bensons Reise, ein richtig schönes Cover

Margery Benson hat in jungen Jahren ihren Vater und ihre Brüder an einem Tag verloren. Ihre Mutter hat dieses Schicksal auch nie verarbeitet und war Margery nie nah. Das einzige was Margery geblieben ist, sind die Erinnerungen an den Vater; über ihre gemeinsame Liebe zu Käfern. Miss Benson setzte sich in den Kopf, den goldenen kleinen Käfer, den ihr Vater ihr gezeigt hat, zu finden. Sie macht sich auf den Weg nach Neukaledonien. Nicht alleine, mit einer Frau die sie vorher nie gesehen hat, reist sie mit dem Schiff um die halbe Welt.

Sarkastisch mit Humor

Rachel Joyce schreibt ihrem Roman Miss Bensons Reise, in einem leicht sarkastischen, schwarz angehauchten Humor und einer sympathischen Art. Es ist ein leichtes in den Roman einzusteigen und die seltsame Miss Benson auf ihrer merkwürdigen Reise zu begleiten. Schon 2012 hatte mir der Roman Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Frey sehr gut gefallen. Auch dieser hochgelobte Roman war in einer ähnlichen Art geschrieben. Doch Miss Benson, gefällt mir um einiges mehr.
Ihre schrullige Art, die durchgeknallte Freundin Enid und der seltsame Mr. Mundic (die anderen Hauptrollen) sind so unterhaltsam, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag.

Rachel Joyce war nie in Neukaledonien, wo der goldene Käfer angeblich gesichtet wurde, und doch beschreibt sie die Umgebung in den buntesten Farben, so dass man sich mitten im Urwald wähnt. Ich bin jedenfalls absolut begeistert. Eine tolle Unterhaltung und ein Mutmach-Buch für Frauen, die sich vielleicht mal aus ihrer Komfortzone herauswagen sollten, um das Abenteuer zu suchen. Lebe endlich aus, was du tief in dir spürst, aber nie heraus lassen würdest, weil man es dir nicht zutraut. Finde die Freundin, die dich über den Tod hinaus begleiten würde!

Miss Bensons Reise

Ein Roman von Rachel Joyce
Übersetzt von Maria Andreas
ISBN 9783810522337
480 Seiten
FISCHER Krüger Verlag

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Dieser Roman gehört natürlich zu den Dezember-Büchern. Er hat mich in einer ziemlich schweren Zeit begleit!

 

3 Kommentare

  1. Nicole Kirchdorfer

    Hm…muss leider auf meine übervollen Liste, da ich Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Frey auch schon sehr gut fand…

    Lieben Dank für den Tipp und schöne Rest-2020-Tage
    Nicole

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  2. Bienenelfe Helga

    Liebe Andrea,

    sehr schöne Rezension von Dir, hab sie auch bei Thalia entdeckt. Am liebsten würde
    ich mit den Damen mitreisen wollen, Junikäfer hatten es mir schon in meiner Kindheit angetan. Im Augenblick fällt einem ja sowieso die Decke auf den Kopf hier. Mal sehen wann die Türen zu den Buchhandlungen wieder aufgehen. Ich würde sie gerne unterstützen, statt die Großen noch größer zu machen. Danke für die Vorstellung, kommt Zeit, kommt Rat. Weiterhin gute Genesung, unsere Hälften fehlen uns doch soooo! Mit lieben Grüßen Helga, die sich zur Zeit Glasbläserin nennt. Eine schöner Beruf.

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