Der gefährlichste Ort der Welt

17.10.2017 | Rezension, Roman | 8 Kommentare

ein Roman von

Lindsey Lee Johnson

Kennst du ihn, den gefährlichste Ort der Welt?

Als wir Jugendliche waren, tobten wir uns ordentlich aus, wie die meisten unserer Freunde. Wir trafen uns auf Partys, knutschten mit Typen rum, die wir noch nicht so lange kannten. Tranken Alkohol, probierten hiervon und davon. Und das hatte zur Konsequenz, da ss man über dich redete. Das ärgerte, man versuchte beim nächsten Mal nicht wieder aufzufallen und die Momente der Zügellosigkeit verschwanden im Nirwana. Eine Zeitlang waren die Verfehlungen noch Thema, aber dann machte wieder jemand anderer Blödsinn und schon geriet man wieder in Vergessenheit.

Aber heute gibt es Facebook, Twitter und Konsorten. Es werden Bilder ins Netz gestellt, die “besten” Freunde lächerlich gemacht. Bloßgestellt, in Situationen gezeigt, die zu meiner Zeit nur ein kleiner Kreis zu sehen bekommen hätte. Zugänglich gemacht, für die ganze Welt. Menschen, die den Angegriffenen gar nicht kennen,  mitkommentieren und die Seelen noch mehr angreifen. Man kann ja so einfach anonym bleiben. (Ob man dem Opfer diese Sätze und Worte auch direkt ins Gesicht sagen würde?)

Darum geht es in diesem Buch, wie sich Jugendliche in einem idyllischen Städtchen, in dem elitäre Eltern ihren Sprösslingen ein gemütliches, weichgespültes Leben ermöglichen, entwickeln. Welche Wege die jungen Menschen einschlagen, nachdem ein Mitglied ihrer Gemeinschaft sich das Leben genommen hat, an deren Entscheidung sie alle beteiligt waren. Eltern, die der Verantwortung für ihre Kinder nicht gewachsen sind oder keine Zeit für sie haben, so dass der Nachwuchs aus den Fugen gerät und zu unüberlegten Handlungen getrieben wird, oder gar in den Selbstmord.

 

Die Geschichte beginnt mit dem dreizehnjährigen Tristan, der einem Mädchen aus seiner Klasse, seine Liebe gesteht. Er schreibt einen Brief (einen richtigen Brief!). Sie zeigt diesen Brief ihrer besten Freundin. Widerlich, findet die es, macht sich lustig und drängt die Angebetete dazu, den Brief den Freunden zu zeigen. Doch damit, tritt sie einen Stein los, der nicht mehr aufhören will zu rollen. Bei Facebook wird der Briefeschreiber beschimpft, gemobbt und fertig gemacht. Und nicht nur von den Menschen, die ihn kennen. Es melden sich Menschen zu Wort, die weder den Liebenden, noch die Angebetete kennen. Am Ende springt der Junge von der Golden Gate Bridge, begeht Selbstmord. Das Mädchen macht sich ewig Vorwürfe und verantwortlich dafür, dass der Junge sich das Leben nahm. Wie es den Freunden, den Mobbern, damit geht, und welche Wege diese einschlagen, das wird in diesem Buch erzählt. Warum verhielten sich die Freunde so? Und warum unternahm keiner etwas?

Vorsicht, du wirst dieses Buch erst wieder aus der Hand legen, wenn du die letzte Seite gelesen hast.

Lindsey Lee Johnson schreibt sehr eingehend. Sie beschreibt die jungen Menschen sehr einfühlsam und klar. Gefühle, die ihre Protagonisten niemandem erzählen können, dürfen wir lesen. Ein Debütroman, der wirklich gelungen ist!

Autorin Lindsey Lee Johnson
Übersetzt von Kathrin Razum
Verlag dtv
ISBN 978-3-423-28133-1
304 Seiten

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8 Kommentare

  1. Eclectic Hamilton

    Liebe Andrea, da hört sich super spannend und brandaktuell an. Kommt gleich mal auf meine Merkliste!
    Liebste Grüße von Ines

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  2. Holunder

    Das ist bestimmt ein sehr intensives Buch. Ja, insgeheim bin ich sehr froh, dass meine Jugend noch internetfrei war.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. tm

    Irgendwie werde ich beim Lesen der Rezension schon traurig….das ist ein wirklich sensibles Thema in einer so sensiblen Phase der Verletzlichkeit. ….Sicher ein gutes Buch.Liebe Grüße, Taija

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  4. Modewerkstatt Heike Tschänsch

    Das ist wahrlich ein heikles Thema. Eben sah ich einen Krimi, in dem sich ein Mädchen das Leben wegen veröffentlichter Fotos das Leben nahm.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass man das Buch nicht aus der Hand legen will.
    Liebe Grüße von Heike

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  5. sommerlese

    Hallo Andrea,

    ein Buch, dass unter die Haut geht. Mobbing ist ein schwieriges Thema, es verletzt und hinterlässt einen Menschen, der sich nicht so schnelle wieder anderen gegenüber öffnen wird.
    ich lese gerade "Dann schlaf auch du" und bin jetzt richtig in der Geschichte gefangen.

    LG und mit Buch und Strickzeug eine gute Zeit,
    Barbara

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  6. Tina-vom-Dorf

    Das Buch ist bestimmt spannend und das Thema sehr aktuell. Werde ich mir merken, kommt bestimmt beim nächsten Besuch in der Buchhandlung in meinen Einkaufskorb.
    Liebe Grüße
    Tina

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  7. Sylvia Dunn

    das Buch hört sich gut an. Auch ein sehr schwieriges Thema. Gerade wenn man noch so jung ist. Ich glaube ich bin auch sehr froh ohne Internet und Handy aufgewachsen zu sein. Das Buch werde ich mir auf die Liste packen .
    Lieben Gruß Sylvia und vielen Dank für die Vorstellung des Buches.

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  8. Magdalena

    Liebe Andrea, immer zu viel auf einmal. Das kenne ich. Stricken und lesen kann ich auch gut, sonst kommt man ja zu gar nichts mehr!?. Dein Buchtipp hört sich sehr interessant an.
    Schönes Wochenende!
    Magdalena

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