Der Pfirsichgarten

03.11.2022 | Historie, Rezension, Roman | 2 Kommentare

Warum ich mir den Pfirsichgarten aus dem Regal gegriffen habe? Schon alleine wegen des wunderschönen Covers. Dazu kommt, dass ich Bücher aus dem alten China sehr mag und vor Jahren so einige Bücher über Konkubinen gelesen habe. Als ich den Klappentext von „Der Pfirsichgarten“ las, habe ich mir ein eben solches Buch vorgestellt. Doch ich wurde eines Besseren belehrt:

Der Pfirsichgarten

Meilin und ihr kleiner, vierjähriger Sohn Renshu sind vor den Japanern auf der Flucht. 1937 griffen die Japaner China an. Es war der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg, der eine lange Vorgeschichte hat und in dem Roman wenig Erläuterung findet. (Japanisch-Chinesischer Krieg) Meilin führte bis zu diesem Zeitpunkt eine wunderbare Ehe, doch ihr Mann Xiaowen kam nicht wieder. Sie hatten sich ein wundervolles Leben ausgemalt, aber nun musste die junge Frau und ihr Sohn bei der angeheirateten Familie bleiben. Bis zu dem Tag, als die Japaner die Stadt angriffen, in der Meilin lebte. Zusammen mit dem Schwager und dessen Familie ergriff sie die Flucht. Erst auf einem Eselskarren, dann zu Fuß und später auf einer Dschunke über einen gefährlichen Fluss. Sie waren nicht alleine, viele Chinesen verließen ihr Zuhause und versuchten sich in Sicherheit zu bringen.

Meilin schaut dem Wiedersehen zu, als wären die anderen Schauspieler auf einer Bühne. Sie fühlt sich wie betäubt, während die Frage Wo ist Xiaowen? In ihrem Kopf widerhallt. Die Antwort ist ungeheuerlich: Niemand weiß es. Für den restlichen Nachmittag und Abend nimmt sie alles nur gedämpft war, wie hinter einer Wand. Wo ist Xiaowen?

Das Ebook Der Pfirsichgarten

Meilin erduldete viel. Sie beschützte ihren kleinen Sohn, so gut sie es konnte. Die japanischen Flugzeuge schossen auf dem offenen Land auf die Flüchtlinge, die dort keinen Schutz fanden. Ein paar mickrigen Büschen am Wegesrand war die einzige Möglichkeit sich unsichtbar zu machen. Sie verloren die Schwägerin und deren Mädchen. Fanden sie aber nach langer Zeit in der Stadt wieder, in die sie geflüchtet sind. Meilin war zufrieden mit dem, was man ihr gab und murrte nie. Am Ende wurde sie aber auch von ihrer angeheirateten Familie vertrieben, weil ein Unglück und die Bomben der Japaner, für einen weiteren Tod gesorgt haben. Das alles und noch viel mehr ertrugen Meilin und Renshu nur, indem sie immer wieder Geschichten erfanden. Mithilfe einer wertvollen und seidenen Bildrolle, die Meilin von ihrem Mann Xiaowen geschenkt bekam. Mit dieser Bildrolle und den Geschichten kann die junge Mutter ihren Sohn verzaubern, wenn Tod und Elend um sich greift.

Eine chinesische Lebensgeschichte

Der Roman ist über viele Jahre verteilt und ist eher unaufgeregt geschrieben. Es ist eine ungewöhnliche Lebensgeschichte, in der sich das Gute und Schlechte, die Waage halten. Ganz so, wie man es aus den asiatischen Geschichten her kennt. Das Yin geht nicht ohne das Yang. Wenn es etwas Gutes gibt, dann steht auch schon das Böse nebenan oder umgekehrt. Aus dem Bösen entwickelt sich immer auch etwas Gutes. Ganz wie das Leben es immer schon schrieb und schreiben wird. Der Roman ist wirklich lesenswert.

Die Autorin Melissa Fu

Melissa Fu ist in New Mexico, USA, aufgewachsen. Sie wusste kaum etwas über ihre Wurzeln, bis ihr schweigsamer Vater eines Nachts begann, ihr von seiner Lebensgeschichte zu erzählen. Noch in derselben Nacht hat sie erste Notizen gemacht, aus denen schließlich »Der Pfirsichgarten« entstanden ist. Melissa Fu hat Englisch und Physik studiert und als Lehrerin gearbeitet. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Söhnen in England.
Quelle: Verlag / vlb

Der Roman ist eine fiktive Geschichte, die aber sehr viele Bezüge zu der eigenen Vergangenheit von Melissa Fu aufweist. Rubi und mir hat dieser Roman sehr gefallen. Ich mochte das Buch am Abend eigentlich nicht beiseitelegen und freute mich schon auf die nächste Lesezeit. Darum bekommt Der Pfirsichgarten von uns 🐭🐭🐭🐭🐭

 

Der Pfirsichgarten

Von Melissa Fu
Übersetzt von Birgit Schmitz
aus dem Fischer Verlag
ISBN:9783103971675
Gebundenes Buch
496 Seiten

2 Kommentare

  1. Bienenelfen

    Liebe Andrea,

    das hört sich gut an, mal wieder in eine andere Kultur eintauchen. Früher las ich immer sehr gerne Pearl S. Buck das Mädchen Orchidee, oder über Chin.Kaiser und deren Konkubinen. Danke, in die Warteschleife eingeklinkt, der Winter ist lang.
    Gestern sah ich Dein geliebtes, grünes Berlin in Phönix über eine Umsiedlung von einem Hornissennest. Ich war begeistert, daß Berlin so grün ist, das hätte ich nicht vermutet, sogar Rancher gibt es. Das nenn ich was tun für Umwelt, da lebt man doch gerne in der Hauptstadt. Da freuen wir uns, Kerstin und ich für Dich.
    Liebgruß von uns.

    Antworten
  2. Britta

    Hallo Andrea,
    mit dem ersten Heißgetränk des Tages habe ich mir heute Morgen deine Rezension angeschaut. Auch ich habe früher Pearl S. Buck gelesen und es tatsächlich vergessen. Ein Buch steht sogar in meinem Regal. Vielleicht wäre der Pfirsichgarten doch etwas für mich.
    Das Wort „unaufgeregt“ ist genau das, womit ich die o.g. Bücher immer verbunden habe und etwas Unaufgeregheit in dieser Zeit der dauerhaften Aufregung könnte nicht schaden.

    Der Pfirsichgarten kommt nun auf meine Wunschliste und wenn er seinen Weg zu mir gefunden hat, werde ich darüber berichten.
    Vielen Dank für die schöne Rezension.
    Liebe Grüße
    Britta

    Antworten

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