Wiesenstein

04.03.2018 | Rezension, Roman | 2 Kommentare

ein Roman von

von Hans Pleschinski

 März 1945. Nachdem Dresden dem Erdboden gleichgemacht wurde, warten, mit vielen anderen, vier Gestalten auf den Zug nach Breslau. Es ist Gerhart Hauptmann, der Dichter und Nobelpreisträger mit seine Frau Magarete, die zurück in ihre Villa „Wiesenstein“ in Schlesien fahren wollen. In ihrer Begleitung sind der Masseur und Hauptmanns Sekretärin. Der Dichter möchte zurück in seine Heimat, dort wo er geboren wurde, möchte er auch sterben. Nach verschiedenen Widrigkeiten kommen sie in dem besonderen Haus in Schlesien an, begrüßt von der Köchin, Zofe und dem Butler, fühlen sie sich dort geborgen. Doch die Menschen aus der Umgebung, erwarten das Ende des Krieges. Einzig die Hauptmanns scheinen in ihrer rosa Wolke zu leben. Magarete Hauptmann war selber eine ehemals bekannte Geigerin und hält sich weiterhin für etwas Besonderes. Die Welt um das Haus Wiesenstein geht unter. Aber G. Hauptmann dichtet fleißig weiter…

HansPleschinskiWiesenstein

Das letzte Jahr im Leben des Dichters wird in diesem Roman, in einer ziemlich alten Schreibweise, festgehalten. Pleschinski, hat sich in seiner Ausdrucksweise dem Dichter angepasst. Auch er soll in diesen abgehackten Sätzen gesprochen haben. Anfangs fiel es mir wegen diesem Stil schwer, einen Einstieg in das Buch zu finden. Doch nach den ersten zwei Kapiteln fand ich mich in dem Roman wieder und begleitete die Hauptmanns in ihrem Haus. Erschreckend sind die Beschreibungen um das Kriegsende. Welche dramatischen Augenblicke sich da abgespielt haben, bringt allerdings genau diese kurzgehaltene Ausdrucksform deutlich hervor. Verständlich wurde es für mich nicht, warum sich die beiden Alten solange in der Villa aufhielten und das Kriegsende stoisch dort aushielten. Aber die Geschichte hat das Leben geschrieben. Pleschinski, hat sie „nur“ in ein Buch gepresst. Viele Interessante Menschen umspühlten dieses Haus und den Dichter. Was dieses Haus gesehen haben mag, in den Jahren, in denen die Hauptmanns dort gelebt haben, vermitteln die 552 Seiten. Wieviel der Dichter geschrieben hat, wird auch deutlich. Oft wird aus seinen Werken zitiert und vorgetragen.

WiesensteinHansPleschinski

Das ist kein Buch, das man mal kurz vor dem Einschlafen lesen kann. Der Stil macht es einerseits nicht möglich und zum Anderen ist die Geschichte einfach zu mitreißend. Wenn man sich mit der Schreibart des Autors zurechtfindet, ein sehr guter Roman.

Wiesenstein

Verlag: C.H. Beck

ISBN 978-3-406-70061-3

552 S., mit 2 Abbildungen

Gebunden

 

2 Kommentare

  1. Eva-Maria H.

    Liebe Andrea,
    ich habe mir das Haus in Agnethendorf
    schon angesehen auch innen und war beeindruckt.
    Aufgrund einer Rezension der Buchhandlung Aigner und des SWR (die sehr positiv waren) und zuletzt auch deiner Vorstellung habe ich mir das Buch in einer gebunden Ausfühung 25 Euro gekauft.

    Ich habe im Moment noch keine Zeit und vor allem Muße gefunden, dieses Buch zu lesen,
    weil der Schriftsteller eine besondere Art zu schreiben.

    Ich hatte auch sein Buch "Königsallee" das über Thomas Mann berichtet in der Hand.
    Aber ich habe mich dann für Wiesenstein entschieden.

    Ich habe nun in Wiesenstein geblättert und mir einige Passagen herausgesucht, kann mich aber mit der Geschichte und dem Drumherum so gar nicht anfreunden, weil es halt eine Geschichte ist, die Pleschinski erfunden hat.
    Ich persönlich lese lieber "richtige" Biographien, aber ich werde mich mit dem Buch auseinandersetzen. Vielleicht auf meiner Reise nach Polen im Zug, da habe ich genug Zeit zu lesen.

    Wie auch immer Gerhard Haptmann war, so ganz glaube ich das nicht und ja, er war eben an das System angepasst, wie so viele andere Menschen auch, weil es gar nicht anders möglich gewesen wäre. Er hat eben auch "nur" geschwiegen, wie so viele andere Menschen auch, z.B. auch Papst Pius XII über den ich neulich mal berichtet habe, den Rolf Hochhuth wie auch immer als "Verbrecher" bezeichnet hat.

    Mit lieben Grüßen Eva

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    • Andrea Schroedter

      Liebe Eva, die Geschichte ist nicht erfunden. Pleschinski hatte Zugang zu den Tagebüchern der Hauptmanns und hat so gut es ging recherchiert. Vieles kann man tatsächlich nachlesen.

      Antworten

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