Die Wahrheit der Dinge {Roman}

06.06.2021 | Rezension, Roman | 1 Kommentar

Die Wahrheit der Dinge steckt manchmal im Detail, oder? Frank Petersen ist Strafrichter in Hamburg. Schon immer hatte er sich als unfehlbar angesehen. Sei es in seiner Beziehung, der Erziehung seines Sohnes oder in seinem Beruf. Doch die letzten Fälle wurden von höherer Instanz angezweifelt. Und was noch schlimmer ist, er fängt an, seine eigenen Entscheidungen anzuzweifeln.

Der letzte Richterspruch betrifft auch den eigenen neunzehnjährigen Sohn, der keine Lust mehr hat, nach Hause zu kommen. Nachdem seine Frau und Sohn das gemeinsame Haus und sein Leben verlassen haben, beginnt der Strafrichter sein Leben zu ordnen. Waren seine Entscheidungen wirklich immer richtig? Petersen stellt sich selbst in Frage. Seine Urteile kamen ins Wanken nachdem Corinna Müller, die als Nebenklägerin anwesend war, in seinem Gerichtssaal Selbstjustiz vollzog. Sie schmuggelte eine Pistole in den Gerichtssaal und erschoß den Angeklagten mit 8 Kugeln, kurz bevor das Urteil gefällt wurde. Nach vier Jahren Haft wird diese Frau nun aus der Haft entlassen. Petersen holt sie aus dem Gefängnis ab und hofft auf Antworten, die auch sein Leben wieder richten könnten.

Markus Thiele nahm sich zwei echte Rechtsfälle als Vorbild zu seinem Roman Die Wahrheit aller Dinge. (Der Fall: Marianne Bachmeier und der Fall Amadeu Antonio Kiowa) Während die Hauptfigur Frank Petersen fast an seiner Urteilskraft verzweifelt . Begleitet der Leser die zweite Hauptfigur, Corinna Meier, die den Beschuldigten im Gerichtssaal erschossen hatte, bis zu ihrer Tat. Das Warum, bleibt ständig in der Luft hängen.

Selbstzweifel und Entscheidungen

Ich finde es sehr gelungen, wie der Autor seinen Richter Petersen darstellt. Selbstzweifelnd beginnt Petersen sein Leben zu ordnen und die Entscheidungen kritisch unter die Lupe zu nehmen. Es ist nicht einfach zwischen Schwarz und Weiß zu entscheiden. Dazwischen liegen so viele Graustufen des Lebens, die man meistens gar nicht wahr nimmt. Es ist spannend, die Entwicklung des Richters entstehen zu sehen. Der Roman ist eine gekonnt gesponnene (fast wahre) Geschichte, die sich um Rassismus, Angst und Fehlbarkeiten dreht.

In seinen Entscheidungen, ist der Mensch immer fehlbar. Er ist nicht immer frei von den Einflüssen der Gesellschaft. Auch Richter lassen sich beeinflussen. Die Schwierigkeit mit seinen Urteilen umzugehen und zu leben werden in „die Wahrheit der Dinge“ von dem Autor sehr gut rüber gebracht. Dabei ist das Buch keineswegs langweilig. Markus Thiele schreibt unterhaltsam und lässt dem Leser Zeit, sich seine eigene Meinung zu bilden. Ich fand es gelungen!

Ein Roman von Markus Thiele
Benevento Verlag
240 Seiten
ISBN 9783710900938

Dieses Buch habe ich schon einmal im Mai (kurz-) vorgestellt. Die Rezension stelle ich zu den Sommerbüchern.

1 Kommentar

  1. Nicole Kirchdorfer

    Sicherlich ein Beruf, der viel Einfühlungsvermögen, Wissen und auch Selbstbewusstsein und Selbstkritik bedingt. Da kann Mann oder Frau nur hoffen, einem solchen MENSCHEN gegenüberzustehen.
    Danke für den Tipp.
    LG und schöne Woche,
    Nicole

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