Die Bücherdiebin

23.11.2015 | Jugendbuch, Rezension | 5 Kommentare

1939, Liesel und ihr Bruder sollen zu Pflegeeltern gegeben werden. In dem Zug, auf dem Weg zu den Hubermanns, hielt Liesel ihren Bruder im Arm, die kranke Mutter neben sich, als der Junge starb. Neben der Bahnstrecke wird der kleine Bruder im winterlichen Boden beerdigt, dabei fällt dem Totengräber ein Büchlein aus der Tasche, das Liesel an sich nimmt und verbirgt. „Handbuch für Totengräber“ steht in goldenen Buchstaben darauf. Das ist der Moment, als der Tod ein Auge auf Liesel wirft und die Karriere der Bücherdiebin beginnt. Die Mutter überlässt dem Münchner Paar, Rosa und Hans Hubermann aus der Himmelsstraße, das Mädchen. Hans ist ein herzensguter Mensch, der Liesel ein echter Freund wird. Er bringt dem Mädchen das Lesen anhand des „gefundenen“ Buches bei. Zeigt ihr die Macht der Worte. Liesel schlägt sich mit den Klassenkameraden, spielt Fußball und findet ihren besten Freund, Rudi. Als Max, ein jüdischer junger Mann, auftaucht und um Hilfe bittet, wird einiges anders und doch nicht alles. 

Erzählt wird vom Tod, einem recht angenehmer Erzähler, wenn man sich an seinen Stil gewöhnt hat. Er erzählt oft schon was geschehen wird, nimmt die Geschichte voraus, kommt aber immer wieder auf die eigentliche Geschichte der Bücherdiebin zurück. Immer wieder wird klar, wieviel der Tod in dieser grausigen Zeit zu tun hatte. Der Tod hat auch einen ganz anderen Blick in die Seelen der Menschen. Sieht vieles klarer und emotionsloser. Rückt auch sich selber ins rechte Licht, denn er trägt zum Beispiel, nur wenn es kalt,wird einen schwarzen Kaputzenmantel. 

Seite 267: …“Natürlich bin ich gemein. Ich verderbe euch den Spaß und nehme das Ende vorweg, das Ende des gesamten Buches und besonders diesen Abschnitts. Ich habe euch zwei Ergebnisse im Voraus verraten, weil ich nicht an Heimlichtuerei interessiert bin. Heimlichkeiten langweilen mich. Ich weiß, was passieren wird, und ihr auch. Es ist die Art und Weise, wie es passiert, die mich ärgert, verwirrt, fasziniert und erstaunt”…

Wir begleiten Liesel, Rudi und Max, den jüdischen Gast, durch die Jahre des Krieges. Lassen uns die Geschichte vom Tod erzählen. Es ist eine leichte Lektüre, die uns das Leben der Menschen in der Himmelstraße, in dem armen Teil Münchens zeigt. Die Entbehrungen und Katastrophen, die über eine “normale” arme Familie hereingebrochen sind, als Hitler die Führung übernahm. Die Beschreibungen versetzen leicht in diesen Vorort von München, geben Aufschluss über ein einfaches Leben.  
Ich finde es sehr mitreißend erzählt. Man muss sich allerdings an die Art des Erzählers erst gewöhnen. Über den einzelnen Kapiteln stehen fettgedruckte Überschriften, die schon einiges vorwegnehmen und sollte man sie überlesen, fehlen die Zusammenhänge. (Ich überlese gerne solche Überschriften ☺) Die Macht der Worte, wird hier wirklich außerordentlich deutlich. Viele Metaphern sind zu finden. Ich finde, eine außergewöhnliche Art, mit dieser brutalen Zeit um zu gehen. 
Ein absolutes Leseerlebnis!

Von Markus Zusak

Taschenbuch
608 Seiten
Mein Buch des Monats November
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5 Kommentare

  1. kaffeekraenzchen_ mit _grinsekatze

    Ja, ich erinnere mich das Buch zumindest angefangen zu haben. Aber mir hat es leider überhaupt nicht gefallen. 🙁 Die Geschichte, der Schreibstil, sind für meinen Geschmack aufgesetzt und forciert. Aber viele Leser würden die sicher in deiner Begeisterung zustimmen, denn das Buch ist ein Bestseller. Also muss wohl vielleicht doch was dran sein. 🙂 Wie auch immer, man muss Prioritäten setzen und die gehen bei mir in eine andere Richtung. Trotzdem vielen Dank für die gelungene Rezension!
    Viele Grüße,
    Alice

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  2. Nicole B.

    Ein wunderbares Buch liebe Andrea,
    welches ich verschlungen habe.
    Ich habe auch dieses mit dem Cover, das mit dem Filmcover finde ich nicht ganz so schön.
    Und weil es mir so gut gefallen hat, habe ich mich auch nicht in den Film getraut. Meistens bin ich vom Film so enttäuscht, wenn das Buch mir sehr gut gefallen hat.
    Danke fürs Verlinken und lieben Gruß
    Nicole

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  3. Renate K.

    ….. und auch als Hörbuch sehr zu empfehlen.
    Der Ausdruck SAUMENSCH so gerne von Rosa ausgesprochen, hält mich noch immer irgendwie im Bann. Ist dieses Wort doch eigentlich negativ "besetzt" und drückt bei Rosa Liebe und Zuneigung aus.
    Wobei ich auch gerade denke, dies fält einem wohl auch mehr im Hörbuch auf, da der Sprecher die Worte sehr gut zu betonen wußte.
    Heute hab ich mit dem Glasmurmelsammler begonnen.
    :O ….

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  4. Laura Bellert

    Kannst du Beispiele zu den metaphern machen die im Buch vorkommen? Wäre sehr nett

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    • Andrea Schroedter

      Liebe Laura. Ich habe das Buch leider schon an die Besitzerin zurück gegeben und habe mir die Metapher nicht aufgeschrieben. Gerne würde ich dir helfen.

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