Der Architekt des Sultans

17.05.2015 | Historie, Rezension, Roman | 6 Kommentare

von Elif Shafak

Die Geschichte ist diese: Jahan, ein 12 jähriger Junge, der aus einem armen Dorf stammt, wird zusammen mit einem weißen Elefanten in Istanbul, in dem Palast des Sultans aufgenommen. Als Mahut des Elefanten, lernt er den großen osmanischen Architekten Sinan kennen und schätzen. Denn dieser macht Jahan zu seinem Schüler und lässt ihn in die Palast-Schule gehen. Er lernt die Prinzessin im Palastgarten kennen und lieben, er erzählt ihr (Lügen)Geschichten. Jahan  erlebt 3 Sultane und die Gepflogenheiten der verschiedenen Herrscher kennen. Zog mit dem Elefanten in den Krieg und reiste mit einem Freund, auf Wunsch des Architekten, nach Italien, um Michel Angelo zu treffen….

“… Jahan erkannte schnell, dass es einfacher war, eine Brücke einzureißen, als eine zu bauen.”

Elif Shafak schreibt einen wunderbaren Roman, der wie ein Märchen aus Tausend und eine Nacht anmutet.. Sicherlich steckt da ein wenig Historisches dahinter, aber noch mehr hat sie daraus einen Roman mit Hintergrund gewoben. Ich mag es, wie sie uns die Entwicklung Jahans nahe bringt. Anfangs, noch der blauäugige Junge, der immer erwachsener wird. Der das Glück hat, bei einem Meister wie Sinan zu lernen. Der ihn beschützt und fördert. Liebevoll geschrieben, entführt Elif Shafak uns in das antike Istanbul, zeigt uns Plätze von denen wir gehört haben, und die uns faszinieren. Sinan, der Architekt des Sultan, hat einige eindrucksvolle Bauwerke in Istanbul und Umgebung geschaffen. Immer hinterlässt er an versteckten und doch offensichtlichen Stellen einen Makel in den Gebäuden, “denn nur Gott ist vollkommen”.

“…Wie schnell sich die Dinge ändern und wie tief und aus welcher Höhe Menschen fallen konnten, selbst solche, die er für unantastbar hielt! Aber vielleicht ja gerade diese. Als gäbe es zwei unsichtbare Bögen – mit unseren Taten und Worten stiegen wir auf, und mit unseren Taten und Worten ging es wieder nach unten.”

Das Buch hat die handliche Größe eines Taschenbuches. Auf den letzten Seiten findet man ein kleines Verzeichnis türkischer Wörter und deren Übersetzungen. In dem Roman, sieht man immer wieder kursiv geschriebene Wörter, wenn diese nicht noch auf der selben Seite erklärt werden, dann muss man nur in die letzten Seiten schauen. Sinan der Architekt war mir bisher kein Begriff. Inzwischen, dank dieses Buches habe ich einiges dazu gelernt.

“Du bist eine liebenswürdige, aber verwirrte Seele. Du bist wie ein Boot mit zwei Ruderern, die in entgegengesetzte Richtungen rudern. Du hast die Mitte deines Herzens noch nicht gefunden.”

Elif Shafak, (Şafak – türkisch „Morgenröte“) ist der Vorname ihrer Mutter. Als Diplomatenkind wuchs sie in Madrid und Ammam auf, hat studiert und ist heute eine der meistgelesenen Schriftstellerinnen in der Türkei. Ich habe von ihr “Die vierzig Geheimnisse der Liebe” gelesen und war von diesem Buch schon sehr angetan. Der Architekt des Sultan, lässt in der Roman einige lose Enden übrig, was der Gesamtgeschichte aber keinen Abbruch tut. In sich ist die Geschichte schlüssig und die vielen Nebenereignisse, würden nur verwirren. Dieses Buch zählt nun zu meinen liebsten Büchern!
Danke an den Kein & Aber Verlag für dieses Buch, es war mir eine Freude es zu lesen.
Original: The Architect’s Apprentice
Aus dem Englischen von Michaela Grabinger
Hardcover
Format: 11,6 x 18,5 cm, 656 Seiten
ISBN: 978-3-0369-5715-9
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6 Kommentare

  1. kaffeekraenzchen_ mit _grinsekatze

    Oh ha! Das klingt interessant! 🙂 Architektur ist ja sowieso grade mein Thema und warum dann nicht auch mal zur Abwechslung abendländische.:-)
    Vielen Dank für die Empfehlung,
    Alice

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  2. Nicole B.

    Liebe Andrea,
    das hört sich nach einem wunderbaren Buch an, welches man nicht so schnell aus der Hand legt.
    Das kommt auf meine Liste, Platz xxx. Leider wird sie hier jeden Monat länger, so schnell kann ich gar nicht lesen, obwohl ich mein Bestes gebe.
    Danke Dir für die tolle Vorstellung.
    Sonnige Grüße
    Nicole

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  3. Kerstin

    ein weitergeleiteter Kommentar von meiner Mama, der Bärenoma:

    Liebe Andrea,
    danke für diese Empfehlung. Es scheint ein wundervolles Buch zu sein, ich bin immer auf der Suche nach etwas Besonderem. Vielleicht ist es auch der weiße Elefant? Ich hab es schon bestellt in meiner kleinen Buchhandlung, unterstütze gerne solche Läden, bald gibt es eh keine mehr. Die Riesen nehmen alles noch liebenswerte mit hinfort. Freue mich auf ein neues Leseereignis und grüsse Dich ganz lieb, die Helga

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  4. Sandra Magnus

    Hört sich interessant an! Ich lese gerne Geschichten, die mir die Geschichte einer Kultur näher bringt. Ich schaue mir das mal näher an!
    Danke für die Empfehlung!
    Gros bisou
    Sandra

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  5. Renate K.

    Okay, dieses Buch wäre jetzt nicht meine Welt, aber ich hab auch zu deiner Rezession von “Die vierzig Geheimnisse der Liebe” geklickt, dies wiederum spricht mich sofort an.
    Uiuiui, seit ich in Blogland unterwegs bin, wächst meine Buchwunschliste und wächst und wächst und meine Zeit zum lesen, schrumpft immer mehr. Ob ich mir da mal einen anderen Zeitplan austüffteln muss :O) …..

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